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Die Erforschung des Lebendigen

Leitfossilien der Biologie

In diesem Herbst stehen Aufbau, Entstehung und Entwicklung der Lebensformen im Fokus der „Leitfossilien“-Reihe am Bildungscampus Nürnberg. Beginnend mit den systematischen Ordnungskonzepten der Antike führen die Vorträge kompetenter Referenten von genauen Beobachtungen und neuen Instrumenten über Darwins revolutionäres Verständnis der belebten Natur zur Erforschung der Molekularstruktur Mitte des 20. Jahrhunderts, die den Vererbungsmechanismus offenbarte. Die Reihe schließt mit aktuellen Erkenntnissen zu unserem eigenen Ursprung, der Verhaltensbiologie und zur Entstehung des Lebens auf der Erde.

Mittwoch, 09.10.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Ähnlichkeit und Verwandtschaft: Zu Ordnungs- und Entwicklungs­konzepten der Biologie

Dr. Rudolf Kötter, Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der Universität Erlangen-Nürnberg

Das Interesse der Menschen an naturkundlichen Fragen war von Anfang an von dem Willen getrieben, Ordnung in die Vielfalt der Natur zu bringen. Nachdem Aristoteles das logische Fundament des Klassifizierens gelegt hatte, haben seine Nachfolger ungezählte Ordnungssysteme entworfen. Die meisten davon galten als „künstlich“, da sie praktischen Interessen der Landwirtschaft oder der Heilkunst folgten. Es gab aber auch immer wieder den Versuch, ein „natürliches“ System zu entwerfen, welches nur die „wesentlichen“ Merkmale der Lebewesen widerspiegeln sollte. Solche Ansätze führten zur Systematik als Disziplin der Biologie. Im Vortrag soll der Weg der biologischen Systematik von Linné bis hin zu modernen, genetisch und evolutionstheoretisch fundierten Ansätzen skizziert werden.

Mittwoch, 16.10.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Mikroskopie im 17. Jahrhundert: Das Unsichtbare sichtbar machen

Thony Christie, Erlangen

Die Erfindung des Teleskops und des Mikroskops am Anfang der 17. Jahrhundert ermöglichte Forschern zum ersten Mal Dinge wahrzunehmen, die vorher ihren Sinnesorganen verborgen waren. So wie das Teleskop die Astronomie revolutionierte, eröffnete das Mikroskop neue Welten für die Naturhistoriker. Der Vortrag schaut den fünf bedeutendsten Mikroskopisten des 17. Jahrhunderts über die Schulter und folgt ihnen in das fesselnde Universum des „sehr Kleinen“, das unter der Oberfläche unserer sichtbaren Welt versteckt liegt.

Mittwoch, 23.10.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Maria Sibylla Merian: Insektenforscherin und Künstlerin

Dr. Annette Scherer, Nürnberg

Abgebildet ist das Titelblatt des Buches von Maria Sibylla Merian "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung", Nürnberg 1679

Maria Sibylla Merians (1647 – 1717) Kupferstiche sind der Inbegriff für virtuose Bilder von Blüten, Blättern, Früchten, Käfern, Raupen, Schmetterlingen. Sie revolutionierte die Darstellung von Pflanzen und Insekten. Merian malte keine dekorativen Blumenbilder mit symbolischer Bedeutung – wie die Stilllebenmaler, sondern schuf minutiöse Studien von Gewächsen und Getier.
Geboren und aufgewachsen im barocken Frankfurt am Main, war die umtriebige Merian auch zehn Jahre als Aquarellistin und Kupferstecherin in Nürnberg tätig, bevor es sie mit ihren Töchtern in die Niederlande zog. Mit ihrer Tochter Dorothea begab sie sich 1699 auf eine abenteuerliche Reise in die damals unbekannten Tropen Südamerikas, um exotische Pflanzen- und Insektenarten zu studieren und aquarellieren. Wieder zuhause, wurden ihre Aquarelle und Aufzeichnungen gedruckt und avancierten schnell zu wissenschaftlichen Nachschlagewerken: Naturmalerei pur – ohne Symbolik.

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Titelblatt des Buches von Maria Sibylla Merian "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung", Nürnberg 1679

Mittwoch, 30.10.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Die Darwin’sche (R)Evolution – Ein entscheidender Umbruch im Verständnis der belebten Natur

Prof. Dr. Manfred Frasch, Lehrstuhl für Entwicklungsbiologie der Universität Erlangen-Nürnberg

In seinem 1859 erschienenen Buch „Über die Entstehung der Arten“ formulierte Charles Darwin seine Evolutionstheorie, die zum ersten Mal eine kohärente wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung der immensen biologischen Vielfalt auf unserer Erde lieferte. Seine Erkenntnisse und Schlussfolgerungen prägten seither die Sicht der Menschen auf die Natur sowie auf ihre eigene Herkunft und führten zu umwälzenden Veränderungen der Denkmuster auf allen Gebieten der Biologie. Der Vortrag erläutert an verschiedenen Beispielen die zentralen Schlussfolgerungen von Darwin und stellt dar, wie diese durch neuere Untersuchungen der Paläontologie, Populationsgenetik und Molekularbiologie weiter ausgebaut und modifiziert wurden.

Mittwoch, 13.11.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Von Mendel bis Watson und Crick – Vererbung und Gene

Prof. Dr. Falk Nimmerjahn, Lehrstuhl für Genetik der Universität Erlangen-Nürnberg

Der Vortrag führt in einer Zeitreise zu den Begründern der modernen genetischen Forschung. Sie beginnt im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert mit den wegbereitenden Beobachtungen von Rudolf Camerarius und Carl von Linné. Ein Schwerpunkt werden dann die bahnbrechenden systematischen Arbeiten sein, die von Gregor Mendel im Jahre 1866 mit dem Titel „Versuche über Pflanzenhybride“ veröffentlicht wurden. Zudem werden die Entdeckung der Chromosomen und die Experimente besprochen, die letztlich eindeutig belegen konnten, dass die DNS und nicht wie lange vermutet die Proteine der Träger der genetischen Information ist. Schließen wird der Vortrag mit der Entdeckung der Struktur der DNS und der Anfertigung des ersten Modells dieser Struktur durch Watson und Crick.

Mittwoch, 20.11.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Wie der Mensch zum Menschen wurde

Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Forschungsinstitut, Goethe Universität Frankfurt a.M.

Das vergangene Jahrzehnt gehört zu den glanzvollsten Zeiten in der Geschichte der Paläoanthropologie. Allerdings wurden mit der Vergrößerung der Familie afrikanischer Hominiden, unserer frühesten Vorfahren aus der Wiege der Menschheit, die Verwandtschaftsverhältnisse unübersichtlich. Die Fossilfunde der letzten Jahre belegen eine große geographische Vielfalt an Vormenschen-Typen in der Frühzeit des Menschen. So wird auch die Suche nach unserem eigenen Ursprung immer verzweigter. Es ist die Fahndung nach den Vorfahren von Menschenaffen und Menschen, nach der Entstehung des aufrechten Ganges, nach der ersten Auswanderung aus Afrika und nach dem Beginn der Kultur. Durch die erhebliche Erweiterung der Datenbasis vor allem auf den Gebieten der Paläoökologie und der Paläoklimatologie wird ein Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und den entscheidenden Phasen der Menschwerdung in Afrika deutlich. Der Vortrag geht auch darauf ein, wie sich aus den Forschungsergebnissen Chancen für ein neues afrikanisches Geschichtsverständnis ergeben.
Abgebildet ist der von Friedemann Schrenk und Timothy Bromage 1991 in Malawi entdeckte Unterkiefer eines Homo rudolfensis. Mit knapp zweieinhalb Millionen Jahren gilt dieses Fossil als der älteste Fund der Gattung Homo. (Foto: W. Fuhrmannek)

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Unterkiefer eines Homo rudolfensis

Mittwoch, 27.11.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Kognitive Ethologie: Was und wie Tiere denken

Dr. Lorenzo von Fersen, Tiergarten Nürnberg

In den letzten Jahren hat die Erforschung gewisser Denkleistungen bei Tieren gezeigt, dass der Unterschied zwischen dem Menschen und Tieren nicht so groß ist. Angefangen bei einfachen Lernleistungen bis hin zu komplexeren Denkprozessen, viele Tierarten haben gezeigt, dass die Vorstufen unseres Denkens bereits bei Vögeln und Säugetieren vorzufinden sind. Während des Vortrages sollen die Leistungen verschiedener Tierarten dargestellt werden.

Mittwoch, 04.12.2013, 19:00 – 20:30 Uhr

Entstehung des Lebens auf der Erde

Dr. Klaus Herzig, Universität Erlangen-Nürnberg

Was passiert, wenn man einen Bierkrug mit einem alten Unterhemd, Weizenkörnern und Weizenmehl füllt und diesen Ansatz 21 Tage stehen lässt? – Es entstehen Mäuse! So ähnlich hat man sich die Entstehung des Lebens noch im 16. Jahrhundert vorgestellt. Seit Louis Pasteur wissen wir, dass Lebendiges ausschließlich von Lebendigem stammen kann. Aber wie hat das Leben auf der Erde begonnen? Trotz vieler Vermutungen und Theorien gibt es bisher keine eindeutige Antwort. Der Vortrag erklärt, wie die ersten organischen Moleküle auf der Erde entstehen konnten und wie sich aus diesen Molekülen Leben entwickelte.

Veranstalter: Bildungszentrum im Bildungscampus Nürnberg, Fachteam Planetarium
Einschreibung Reihe 39 € (BZ-Kurs-Nr. 00 910), Einzelkarte vor Ort je 7/5 €
Ort: Nicolaus-Copernicus-Planetarium
Am Plärrer 41, Nürnberg
Konzeption: Cauchy-Forum-Nürnberg e.V.
Interdisziplinäres Forum für Mathematik und ihre Grenzgebiete
Pierre Leich, Günter Löffladt
sowie Dr. Klaus Herzig und Marco Bielser
Kooperationspartner: Department Biologie der Universität Erlangen-Nürnberg