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Simon Marius und seine Zeit

Im Rahmen des Simon-Marius-Jubiläums und der Doppeltagung „Simon Marius und die Astronomie in Franken“ in Nürnberg und Bamberg

Anmeldung:
Über das Bildungszentrum; die Tagung läuft als Kurs-Nr. 00890.
Tagungsentgelt inkl. Mittagessen und Pausengetränke: 20 €, ermäßigt 10 €

Samstag, 20.09.2014, 09:00 – 09:05 Uhr

Begrüßung

Dr. Klaus Herzig, Leiter des Nicolaus-Copernicus-Planetariums

Samstag, 20.09.2014, 09:05 – 09:10 Uhr

Grußwort

Angela Novotny, Vorstandsvorsitzende der HERMANN GUTMANN STIFTUNG

Samstag, 20.09.2014, 09:10 – 09:15 Uhr

Eröffnung

Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt, Universität Hamburg, Zentrum für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, Arbeitskreis Astronomiegeschichte der Astronomischen Gesellschaft (AKAG)

Samstag, 20.09.2014, 09:15 – 09:20 Uhr

Einführung

Pierre Leich, Nürnberger Astronomische Gesellschaft e.V.

Samstag, 20.09.2014, 09:20 – 10:10 Uhr

Zur Biografie von Simon Marius

OStR Dr. Hans Gaab, Fürth

In diesem Beitrag soll das soziale und geistige Umfeld von Marius näher beleuchtet werden, wobei der Schwerpunkt auf seiner Ausbildung liegt, insbesondere auf seiner Zeit in Heilsbronn und in Padua. Seine publizierten Arbeiten sowie sein Streit mit Galilei treten hier in den Hintergrund.

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Samstag, 20.09.2014, 10:10 – 10:25 Uhr

Hans Philip Fuchs von Bimbach (1567–1626), Mäzen von Simon Marius

Dr. Wolfgang R. Dick, Potsdam

Der Oberst, später General Hans Philip Fuchs von Bimbach (1567--1626) war für etliche Jahre der einflussreichste Politiker am Hof des protestantischen Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach, überwarf sich aber später mit diesem, begab sich in kaiserliche (d.h. katholische) Dienste, wechselte dann erneut die Seiten und fiel schließlich in der Schlacht von Lutter in dänischen Diensten. Diese schillernde, abenteuerlustige und fast gänzlich auf Militärisches ausgerichtete Persönlichkeit scheint eine wesentliche Rolle in der Frühgeschichte des Fernrohrs gespielt zu haben. Fuchs von Bimbach informierte Simon Marius bereits im Herbst 1608 über die Erfindung und unterstützte ihn auch als Mäzen bei der Beschaffung eines Teleskops.
Ohne diese Hilfe hätte Marius sicherlich erst deutlich später ein Fernrohr erhalten und benutzen können. Was aber hatte ein Militär und Politiker auf der Frankfurter Messe zu tun? Was ist gesichert über Simon Marius, Fuchs von Bimbach und das Fernrohr bekannt, und was ist nur Spekulation? Dieser Vortrag liefert einige biographische Daten zu Fuchs von Bimbach sowie Zitate zu seinem Charakter und versucht, zwischen Dichtung und Wahrheit hinsichtlich seiner Rolle bei einer der ersten astronomischen Anwendungen des Fernrohrs zu unterscheiden.
Abb. von Godf. Muller aus dem Historischen Lexikon Bayerns der Bayerischen Staatsbibliothek; erstmals vermutlich in: Das Bayerland 10 (1899), S. 198.

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Samstag, 20.09.2014, 10:25 – 10:40 Uhr

Kurze Kaffeepause

Samstag, 20.09.2014, 10:40 – 11:30 Uhr

Die Euklid-Übersetzung von Marius

Prof. em. Dr. Wulf-Dieter Geyer, Universität Erlangen-Nürnberg

Die 1610 erschienene Übersetzung der ersten sechs Bücher des Euklid durch Simon Marius war nicht die erste deutsche Übersetzung, eine Übersetzung gleichen Umfanges hatte schon Holtzman (Xylander) 1562 herausgebracht. Während diese Übersetzung ebenso wie spätere Übersetzungen immer wieder in mathematik-historischen Texten und Ausgaben des Euklid genannt werden, fehlt der Name Marius. Daher ist ein Blick in diese Übersetzung geboten.

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Samstag, 20.09.2014, 11:30 – 12:20 Uhr

Simon Marius und seine Kalender

Dr. Klaus Matthäus, Erlangen

Simon Marius hat für die Jahre 1601 bis 1629 kontinuierlich Jahreskalender herausgegeben – ab 1606 in der Funktion als bestallter fürstlich brandenburgischer „Mathematicus“ zu Ansbach. Seine Kalenderschriften – alljährlich ein sogenannter „SchreibCalender“ mit einem „Prognosticon Astrologicum“ – zeigen eine zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch selbstverständliche Akzeptanz von neuer Astronomie und alter Astrologie.
Bild: Titelblatt von Simon Marius’ Schreibkalender auf 1629

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Samstag, 20.09.2014, 12:20 – 12:35 Uhr

Georg Caesius als Hofastronom des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach

Dieter Kempkens, Bergheim

Caesius publizierte von 1567 bis 1606 jährlich ein Prognosticon Astrologicum, dessen astronomische und meteorologische Angaben auf eigenen Beobachtungen, den prutenischen Tafeln und verschiedenen Ephemeriden beruhten. Mit seinem Buch über die Geschichte der Kometenerscheinungen beteiligte er sich an der europaweiten Diskussion über die Wirkung des Kometen von 1577.

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Samstag, 20.09.2014, 12:35 – 13:45 Uhr

Mittagspause mit Catering im Foyer

Samstag, 20.09.2014, 13:45 – 14:45 Uhr

An Astronomer Too Excellent

Prof. Christopher M. Graney, Jefferson Community & Technical College, Louisville/USA

Simon Marius argued in his 1614 Mundus Iovialis that telescopic observations of stars supported Tycho Brahe over Copernicus. Before the advent of the telescope, Brahe’s was a powerful voice against the Copernican theory. Brahe used observations and calculations regarding the sizes of stars to produce what, at the time, appeared to be a formidable scientific case against Copernicus. The advent of the telescope raised questions about the true sizes of stars. Marius appears to have been the first astronomer to argue that the telescope supported Tycho. (Tycho’s anti-Copernican star argument continued on to play an important role in the debate over the Copernican system.) Today Marius’s support for Tycho might seem to have been an error. Yet it in fact illustrates Marius’s skill as an astronomer. It also contrasts Marius favorably with Galileo, who also made telescopic studies of stars but did not share all his results. The tricky nature of telescopic observations of stars in the early seventeenth century, and why Marius was right, even though he was wrong (while Galileo was wrong, even though he was right), will be the focus of this talk.

Samstag, 20.09.2014, 14:45 – 15:35 Uhr

Im Zentrum des Weltsystemstreits – Simon Marius als Tychoniker

Pierre Leich, Simon Marius Gesellschaft

Mit Erfindung des Teleskops standen für die Weltbildfrage neue Argumente zur Verfügung. Während Galilei darin Beweise für den Copernicanismus sehen wollte, konnte sich Marius zu dieser Folgerung nicht entschließen, obwohl auch er im Besitz des wichtigsten Datenmaterials Anfang des 17. Jahrhundert war. Was waren seine Argumente für das Tychonische Weltbild?

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Samstag, 20.09.2014, 15:35 – 15:50 Uhr

Marius und der Eintritt in das Maunder-Minimum

Prof. Dr. Ralph Neuhäuser, Astrophysikalisches Institut und Universitäts-Sternwarte der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Sonneneckenbeobachtungen von Marius in den Jahren 1617 und 1618 sind sehr wertvoll – selbst wenn er keine Flecken festgestellt hat. Die Anzahl der registrierten Einzelecken und Fleckengruppen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind wichtig, um daraus den Verlauf des Eintritts und den genauen Zeitpunkt des Beginns des Maunder Minimums zu rekonstruieren – und bei der Mittelwert-Bildung aus mehreren Beobachtern werden natürlich auch Nicht-Detektionen berücksichtigt.
Nach Hoyt & Schatten (1998) habe Marius vom 7.6. bis 31.12.1617 an jedem Tag beobachtet, aber nie einen Sonnenfleck detektiert. Zudem habe er im Jahre 1618 angeblich an allen Tagen des Jahres die Sonnenscheibe abgesucht – außer in drei kurzen neun- bis zwölftägigen Intervallen, in denen andere je einen Fleck festgestellt hätten – aber Marius habe wieder nichts bemerkt. Die Aufbereitung der Beobachtungsdaten von Marius durch Hoyt & Schatten (1998) ist fragwürdig: Es ist völlig unwahrscheinlich, dass das Wetter in Nürnberg für rund 1,5 Jahre täglich Sonnenbeobachtungen zuließ. Marius habe zudem u.a. am 22.05.1618 zwar beobachtet, aber keinen Fleck registriert; für genau diesen Tag berichtet eine chinesische Quelle von einer entsprechenden Sichtung mit bloßem Auge (a black ladle, Willis et al. 2005). Hätte Marius diesen nicht bemerken müssen? In nicht wenigen Fällen können die Beobachtungen der Chinesen durch teleskopische Detektionen bestätigt werden (bzw. umgekehrt).
Als Quellen geben Hoyt & Schatten (1998) für Marius wie folgt an:
Marius, S., 1619. Astronomisches und Astrologische Beschreibung des Kometen von 1618
Marius, S., 1614. Mundus jovialis Anno 1609 detectus ope perspicilli belgici. Norib.
sowie Arbeiten von Wolf und Zinner.
Die Sonnenecken-Statistik der Jahre 1617 und 1618, die z.T. auf den Beobachtungen von Marius beruht, ist somit irreführend. Gelänge es, anhand der Unterlagen von Marius herauszufinden, an welchen Tagen er gar nicht beobachtet hat, führte dies zu einer Rekonstruktion der Sonnenaktivität, die näher an der Wirklichkeit läge. Das gleiche Problem stellt sich für eine Reihe weiterer Beobachter im 17. Jahrhundert – auch während des Maunder Minimums.
Wir betrachten alle Indikatoren für Sonnenaktivität (Flecken, Aurorae sowie Radionukleide C-14 und Be-10), um die Schwabe-Zyklen im 17. Jahrhundert zu rekonstruieren und diskutieren die Frage nach dem Beginn des Maunder Minimums auch unter Rücksicht diverser Kurz- und Langzeitvariabilitäten der Sonne.

Samstag, 20.09.2014, 15:50 – 16:10 Uhr

Pause

Samstag, 20.09.2014, 16:10 – 17:00 Uhr

Simon Marius' Arbeit über die Kometen von 1596 und 1618 im Zusammenhang mit der Kometenforschung seiner Zeit

Dr. Jürgen Hamel, Archenhold-Sternwarte

Kometen erregten in der Zeit um 1600 das Interesse der Menschen in allen Bevölkerungsschichten. Es war vor allem geprägt von der Furcht vor Kometen, die als Unglücksboten, als Zeichen des Zorns Gottes gesehen wurden. Marius’ Kometenschriften sind dagegen von einer wissenschaftlichen Sicht geprägt – zeigen aber auch die Entwicklung seiner astronomischen Anschauungen. Beansprucht die astrologische Deutung des Kometen 1596 noch einen recht großen Platz, so ist die Arbeit von 1618 ein Beitrag zur wissenschaftlichen astronomischen Diskussion – mit exakten Beobachtungen, der Erörterung der physikalischen Natur der Kometen und damit ihrer Stellung im Weltall.

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Samstag, 20.09.2014, 17:00 – 17:50 Uhr

Simon Marius Astrologus

Thony Christie, Erlangen

Wissenschaftshistorische Diskussionen über Simon Marius konzentrieren sich fast ausschließlich auf seine Aktivitäten als Astronom und Mathematiker. Dies ist bemerkenswert, weil er sein ganzes erwachsenes Leben über als Astrologe am Hof in Ansbach beschäftigt war. Der Vortrag ist ein erster Versuch, Licht auf seine Tätigkeiten als Astrologe zu werfen.

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Samstag, 20.09.2014, 17:50 – 18:00 Uhr

Verabschiedung und Ende der Tagung

Veranstalter: Simon Marius Gesellschaft
Ort: Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg im Bildungscampus Nürnberg, Am Plärrer 41, 90429 Nürnberg, T 0911 9296553
Vorträge im Kuppelsaal, Pausen mit Verköstigung im Foyer
Konzeption: Tagungsleitung:
Dr. Hans Gaab (Chair für den Nachmittag), Pierre Leich (Chair für den Vormittag) und Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt.
Kooperationspartner: Cauchy-Forum-Nürnberg e.V. (CFN)
Bildungscampus Nürnberg (BCN)
Nürnberger Astronomische Gesellschaft e.V. (NAG)
Arbeitskreis Astronomiegeschichte der Astronomischen Gesellschaft (AKAG)
Dr. Remeis-Sternwarte, Astronomisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg
Zentrum für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik der Universität Hamburg
Förderer: HERMANN GUTMANN STIFTUNG
Stadt Nürnberg, Kulturreferat
STAEDTLER Stiftung
Bezirk Mittelfranken
Stadt Ansbach
Stadt Gunzenhausen
Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
Kaller & Kaller
LEONI AG
N-ERGIE AG
NOSCC Norman Schmidt
Nürnberg-Loge e.V. – Zur Burg Hohenzollern/Hain zur Erkenntnis
Vereinigte Sparkassen Gunzenhausen
Stiftung interaktive Astronomie und Astrophysik
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