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Artenschutz im Anthropozän: Strategien für eine lebenswerte Zukunft
Die Vortragsreihe zeigt, dass erfolgreicher Artenschutz im Anthropozän interdisziplinäre Ansätze erfordert. Soziale, ökologische und technologische Strategien müssen zusammenwirken, um wirksam zu sein. Dabei wird deutlich: Der Mensch ist nicht nur Verursacher, sondern auch Teil der Lösung. Krankheiten wie die Afrikanische Schweinepest bedrohen Arten weltweit. Der Klimawandel erzwingt Wanderungen vieler Tiere, die durch menschliche Landnutzung oft blockiert werden. Schutzmaßnahmen müssen deshalb klimaresilient, vernetzt und flexibel sein. Zoos übernehmen Verantwortung durch Wiederansiedlung, genetische Reservepopulationen und aktive Gestaltung von Lebensräumen. Neue Technologien wie KI ermöglichen nicht-invasive Überwachung gefährdeter Tiere. Insgesamt wird ein Wandel sichtbar – vom passiven Schutz hin zu aktivem Management, das ethische Fragen aufwirft, aber notwendig ist, um Artenvielfalt langfristig zu sichern.
Mittwoch, 08.10.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Artenschutz konkret: Menschen als Schlüssel zur Lösung Dr. Lorenzo von Fersen, Tiergarten Nürnberg, Kurator Forschung & Artenschutz Artenschutz steht heute vor komplexen Herausforderungen, die rein biologische Lösungen nicht mehr allein bewältigen können. In dem Vortrag „Artenschutz konkret: Menschen als Schlüssel zur Lösung“ wird gezeigt, wie wichtig der Einbezug sozialwissenschaftlicher Perspektiven geworden ist. Disziplinen wie Soziologie, Psychologie und Anthropologie helfen dabei, die Lebensrealitäten und Motivationen der Menschen zu verstehen, die direkt oder indirekt mit bedrohten Arten in Kontakt stehen. Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit lassen sich Schutzmaßnahmen entwickeln, die sowohl ökologisch wirksam als auch gesellschaftlich tragfähig sind. Der Vortrag veranschaulicht anhand konkreter Projekte, wie diese Herangehensweise in der Praxis funktioniert. ![]() |
Mittwoch, 15.10.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Drei im Weggla auf der Roten Liste: Wie die Afrikanische Schweinepest ganze Arten und Ökosysteme bedroht Jörg Beckmann, Tiergarten Nürnberg, Biologischer Leiter und stellv. Direktor Schweine sind nicht nur Teil unserer Esskultur, auch im alltäglichen Sprachgebrauch und der Musik begegnen sie uns regelmäßig. Durch den Menschen gelangte das Virus der Afrikanischen Schweinepest von Afrika bis nach Europa und Asien. Während es in Europa bisher überwiegend ökonomische Auswirkungen hat, droht es in Asien den Großteil aller Schweinearten der Welt für immer auszurotten. Unter Hochdruck arbeitet der Tiergarten Nürnberg mit Partnern weltweit daran, möglichst viele Schweinearten vor dem Aussterben zu bewahren. Unsere Bemühungen reichen dabei vom Aufbau von Reservepopulationen in Zoos über den Bau von Zuchtzentren für bedrohte Schweinearten vor Ort bis hin zu Forschung mit Tierversuchen für die Entwicklung von Impfstoffen. ![]() Visayas-Pustelschweine im Tiergarten Nürnberg, die am stärksten vom Aussterben bedrohte Schweineart der Welt; Foto: Tiergarten Nürnberg/Tom Burger |
Mittwoch, 22.10.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Feuersalamander in Gefahr: Wie Klimawandel und Pilzkrankheiten eine Art an den Abgrund bringen Diana Koch, Biologin und Kuratorin im Tiergarten Nürnberg Im Anthropozän sind viele Arten durch menschliche Eingriffe gefährdet, und der Feuersalamander in Deutschland bildet dabei keine Ausnahme. Der Hautpilz Bsal stellt eine große Bedrohung für seine Existenz dar. Um die Art zu bewahren und die genetische Vielfalt zu erhalten, haben sich Fachleute in einem Netzwerk vereint, das sowohl in-situ als auch ex-situ-Maßnahmen umfasst. Worauf es bei den Schutzmaßnahmen ankommt und welche Rolle der Tiergarten Nürnberg dabei spielt, wird in diesem Vortrag beleuchtet. ![]() Herpetofauna Deutschland; Foto: Banowski |
Mittwoch, 29.10.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Zwischen Hitze und Hoffnung: Artenschutz im Zeitalter des Klimawandels Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt Zusätzlich zu direkten menschlichen Einflüssen, wirkt sich der Klimawandel zunehmend negativ auf die Tier- und Pflanzenwelt aus. Aktuell reagieren die meisten Arten durch polwärts gerichtete Arealverschiebungen. Im Meer migrieren Arten durchschnittlich fast 6 km pro Jahr, um der Hitze zu entfliehen. An Land ist es deutlich weniger, vermutlich weil die Arten durch menschliche Landnutzung keine Möglichkeit zur freien Wanderung haben. Klima-smarte, vernetzte Schutzgebiete zu etablieren, ist ein Teil der Strategie, um Arten auch unter zukünftigem Klimawandel zu schützen. Ein anderer Teil könnte die Einrichtung von Korridoren für die Artenwanderung auch in besiedelten und sogar städtischen Räumen sein. ![]() Multifunktionales Konzept zum integrativen Artenschutz in naturbelassenen und menschlich geprägten Räumen unter Klimawandel; H.-O. Pörtner et al., 2023. Science, 380(6642) |
Mittwoch, 12.11.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
In-situ, Ex-situ Artenschutz im Tiergarten Nürnberg Thorsten Krist, Tierpfleger im Tiergarten Nürnberg und Revierleiter im Aquapark Im Vortrag wird die Rolle des Tiergartens im Wiederansiedlungsprogramm für Bartgeier in Europa vorgestellt – eines von mehreren Ex-situ-Projekten, an denen sich die Einrichtung aktiv beteiligt. Gleichzeitig wird aufgezeigt, dass der Tiergarten auch auf seinem Gelände bedeutende In-situ-Maßnahmen zum Schutz bedrohter Vogelarten umsetzt. ![]() |
Mittwoch, 19.11.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Zukunftswälder gestalten: Resiliente Ökosysteme für morgen Dr. Christian Kölling, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim Die Zukunft unserer Wälder und der sie beherbergenden Arten ist durch den Klimawandel hochgradig gefährdet. Um das Ausmaß der Risiken zu erfassen und Lösungen zur Gestaltung resilienter Zukunftswälder zu erhalten, empfiehlt sich der Blick in die fernen Zwillingsregionen. Diese haben heute schon das Klima, das wir hier erst in der Zukunft erfahren werden. Die Baumartenzusammensetzung in den Zwillingsregionen erlaubt uns Rückschlüsse, welche Baumarten künftig hier Probleme bekommen werden, und welche besser auf das neue Klima reagieren werden. Die Zeit drängt uns zu klugem und raschen Handeln, damit die Wälder von Morgen wirklich werden und nicht dem Wandel zum Opfer fallen. ![]() |
Mittwoch, 26.11.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Künstliche Intelligenz als Artenschützer: Wie Technologie Arten rettet Prof. Dr. Björn Eskofier, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Inhaber des Lehrstuhls für Maschinelles Lernen und Datenanalytik und Departmentleiter Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE) Künstliche Intelligenz (KI) ist eine aktuelle viel diskutierte Technologie mit mannigfaltigen Anwendungen in unterschiedlichsten Bereichen. Der Vortrag beleuchtet den aktuellen Stand der „KI“ im Allgemeinen und stellt ein konkretes Anwendungsfeld vor: Wie KI dabei helfen kann, bedrohte Tierarten zu retten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der FAU Erlangen-Nürnberg entwickeln dafür intelligente, videobasierte Werkzeuge, die einzelne Tiere – wie Eisbären oder Fledermäuse – allein anhand ihrer Bewegungen erkennen können. Diese nicht-invasive Methode ermöglicht es, Tiere über längere Zeiträume hinweg zu beobachten, ohne sie zu markieren oder zu stören. So können Gesundheit, Verhalten und Populationsgröße besser erfasst werden. Mit Hilfe von KI erhalten Naturschützerinnen und Naturschützer so neue Möglichkeiten, Wildtiere ungestört, effizient und im großen Maßstab zu schützen. ![]() |
Mittwoch, 17.12.2025, 19:00 – 20:30 Uhr |
Der Paradigmenwechsel vom Bewahrungs- zum Interventionskonzept im Wildtiermanagement Dr. Dag Encke, Leitender Direktor des Tiergartens Nürnberg Das Anthropozän hat einen Paradigmenwandel im Umwelt-, Natur- und Artenschutz bewirkt. Bewahrungskonzepte müssen zunehmend Interventionskonzepten weichen. Das bedeutet, dass Ökosysteme, Lebensräume und auch Arten nicht mehr durch reine Schutzmaßnahmen bewahrt werden können, sondern dass wir Menschen anhand von Klimaprognosen, Ökosysteme verändern, gestalten und anpassen müssen, damit sie noch Systemleistungen erbringen können, die wir Menschen für unser langfristiges Überleben benötigen. Zoos sind in ihrer Arbeit von diesem Paradigmenwandel zunehmend betroffen und stellen sich als wichtige Verantwortungsträger für den Erhalt von immer mehr Tierarten heraus. Das führt zwingend zu tiefen Eingriffen in das Leben von Tieren. Wildtiermanagement führt die Gesellschaft in immer tiefere ethische Grundsatzdebatten, deren Reibungsfläche u.a. Zoos darstellen. ![]() |
Veranstalter: | Bildungszentrum im Bildungscampus Nürnberg, Fachteam Planetarium
Einschreibung Reihe 66/43 € (BZ-Kurs-Nr. 00 910, 8 Vorträge), Einzelkarte vor Ort je 10/6,50 € |
Ort: | Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg, Am Plärrer 41, Kuppelsaal;
Information: Katharina Leiter |
Konzeption: | ART & Friedrich e.V.
Verein zur Förderung von Kunst, Theater und Wissenschaft Pierre Leich (Hastverstraße 21, 90408 Nürnberg) Geschäftsführung: Chriska Wagner, Website: Norman Anja Schmidt |
Kooperationspartner: | Tiergarten Nürnberg
Kurator Forschung & Artenschutz: Dr. Lorenzo von Fersen Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg |